Donnerstag, 3. Oktober 2013

Prinzessin Eboli – Don Carlos – Schiller



2. Akt, 9. Szene, Die Prinzessin Eboli allein


(Sie steht noch betäubt, außer Fassung; nachdem er hinaus ist, eilt sie ihm nach und will ihn zurückrufen.)

Prinz, noch ein Wort. Prinz, hören Sie – Er geht!
Auch das noch! Er verachtet mich – Da steh' ich
In fürchterlicher Einsamkeit – verstoßen,
Verworfen – (Sie sinkt auf einen Sessel. Nach einer Pause.)
        Nein! Verdrungen nur, verdrungen
Von einer Nebenbuhlerin. Er liebt.
Kein Zweifel mehr. Er hat es selbst bekannt.
Doch wer ist diese Glückliche? – So viel
Ist offenbar – er liebt, was er nicht sollte.
Er fürchtet die Entdeckung. Vor dem König
Verkriecht sich seine Leidenschaft – Warum
Vor diesem, der sie wünschte? – Oder ist's
Der Vater nicht, was er im Vater fürchtet?
Als ihm des Königs buhlerische Absicht
Verrathen war – da jauchzten seine Mienen,
Frohlockt' er, wie ein Glücklicher... Wie kam es,
Daß seine strenge Tugend hier verstummte?
Hier? eben hier? Was kann denn er dabei,
Er zu gewinnen haben, wenn der König
Der Königin die –

(Sie hält plötzlich ein, von einem Gedanken überrascht – Zu gleicher Zeit reißt sie die Schleife, die ihr Carlos gegeben hat, von dem Busen, betrachtet sie schnell und erkennt sie.)

Jetzt endlich, jetzt – Wo waren meine Sinne?
Jetzt gehen mir die Augen auf – Sie hatten
Sich lang geliebt, eh der Monarch sie wählte.
Nie ohne sie sah mich der Prinz. – Sie also,
Sie war gemeint, wo ich so grenzenlos,
So warm, so wahr mich angebetet glaubte?
O, ein Betrug, der ohne Beispiel ist!
Und meine Schwäche hab' ich ihr verrathen –
        (Stillschweigen.)
Daß er ganz ohne Hoffnung lieben sollte!
Ich kann's nicht glauben – Hoffnungslose Liebe
Besteht in diesem Kampfe nicht. Zu schwelgen,
Wo unerhört der glänzendste Monarch
Der Erde schmachtet – Wahrlich! solche Opfer
Bringt hoffnungslose Liebe nicht. Wie feurig
War nicht sein Kuß! Wie zärtlich drückt' er mich,
Wie zärtlich an sein schlagend Herz! – Die Probe
War fast zu kühn für die romant'sche Treue,
Die nicht erwiedert werden soll – Er nimmt
Den Schlüssel an, den, wie er sich beredet,
Die Königin ihm zugeschickt – er glaubt
An diesen Riesenschritt der Liebe – kommt,
Kommt wahrlich, kommt! – So traut er Philipps Frau
Die rasende Entschließung zu. – Wie kann er,
Wenn hier nicht große Proben ihn ermuntern?
Es ist am Tag. Er wird erhört. Sie liebt!
Beim Himmel, diese Heilige empfindet!
Wie fein ist sie!... Ich zitterte ich selbst,
Vor dem erhabnen Schreckbild dieser Tugend.
Ein höhres Wesen ragt sie neben mir.
In ihrem Glanz erlösch' ich. Ihrer Schönheit
Mißgönnt' ich diese hohe Ruhe, frei
Von jeder Wallung sterblicher Naturen.
Und diese Ruhe war nur Schein? Sie hätte
An beiden Tafeln schwelgen wollen? – Hätte
Den Götterschein der Tugend schaugetragen,
Und doch zugleich des Lasters heimliche
Entzückungen zu naschen sich erdreistet?
Das durfte sie? Das sollte ungerochen
Der Gauklerin gelungen sein? Gelungen,
Weil sich kein Rächer meldet? – Nein, bei Gott!
Ich betete sie an – Das fordert Rache!
Der König wisse den Betrug – der König?
        (Nach einigem Besinnen.)
Ja, recht – das ist ein Weg zu seinem Ohre. (Sie geht ab.)

Donnerstag, 27. Juni 2013

why you should audition

show as many different sides of yourself as possible.


It's kind of funny writing an Article about going to auditions. I had the hardest of times with it. Whenever I would get into a room to audition, my voice dropped, my presence faded and actually nothing really worked out. I got a job to earn money and kept auditioning anyway, since acting is my love of life and I was still determined to pursue my goal. 

So I went to audition further and actually seldom got a part, but what happened was that I started to have fun with it. Auditioning can sometimes be like you go there all by yourself, you get into the room and finally you present whatever you have prepared and mostly you get rejected. Or it's the other way around, that you get into a room with a lot of other actors and the audition lasts a full day, again most likely you won't get the offer. But let's look from a different side. Whenever I go auditioning I learn to it. There are feedback, warm-ups, and new connections, interesting people, new theatrical groups, challenges and most of all a lot of fun. It's a beautiful excitement to get to a City I have never been, travel there, meet new people of the performing world, and get new ideas and inputs. Sometimes it's like attending a workshop, if I can let go of the pressure to actually need a job. I love the challenges that auditions give me and each time I grow and learn. It also gives a space to again try and experience new things about myself. Most of all I like the thought of joining again a new adventure, or at least the beginning of one. And what’s best is, my voice is full my presence is fully around and instead of being nervous I have fun with it.

The best is, that my self-confidence has grown naturally. 

One director whom casted gave me once good advice:

– The director wants to see the actor, not a role
– Be natural
– Use your hands naturally (they always give evidence about how comfortable an actor is and how good he has prepared)
– Don't show worked roles, just live the audition part form the inside out as it just comes
– You as an actor don't know what the director wants, take risks you can be right or wrong
– Choose a Monologue were you can show as many different sides of you as possible
– To perform on a chair is never good. It's too narrow a space to move while performing
– A tip always prepare several monologues, although they say just one

Donnerstag, 20. Juni 2013

Lady Milford – Kabale und Liebe – Schiller





4. Akt, 8. Szene

Lady allein, steht erschüttert und außer sich, den starren Blick nach der Thüre gerichtet, durch welche die Millerin weggeeilt; endlich erwacht sie aus ihrer Betäubung.
Wie war das? Wie geschah mir? Was sprach die Unglückliche? – Noch, o Himmel! noch zerreißen sie meine Ohren, die fürchterlichen, mich verdammenden Worte: nehmen Sie ihn hin! – Wen, Unglückselige? das Geschenk deines Sterberöchelns – das schauervolle Vermächtniß deiner Verzweiflung? Gott! Gott! Bin ich so tief gesunken – so plötzlich von allen Thronen meines Stolzes herabgestürzt, daß ich heißhungrig erwarte, was einer Bettlerin Großmuth aus ihrem letzten Todeskampfe mir zuwerfen wird? – Nehmen Sie ihn hin! und das spricht sie mit einem Tone, begleitet sie mit einem Blick – – Ha! Emilie! bist du darum über die Grenzen deines Geschlechts weggeschritten? Mußtest du darum um den prächtigen Namen des großen brittischen Weibes buhlen, daß das prahlende Gebäude deiner Ehre neben der höheren Tugend einer verwahrlosten Bürgerdirne versinken soll? – Nein, stolze Unglückliche! nein! – Beschämen läßt sich Emilie Milford – doch beschimpfen nie! Auch ich habe Kraft, zu entsagen.
(Mit majestätischen Schritten auf und nieder.)
Verkrieche dich jetzt, weiches, leidendes Weib! – Fahret hin, süße, goldene Bilder der Liebe – Großmuth allein sei jetzt meine Führerin! – – Dieses liebende Paar ist verloren, oder Milford muß ihren Anspruch vertilgen und im Herzen des Fürsten erlöschen! (Nach einer Pause, lebhaft.) Es ist geschehen! – Gehoben das furchtbare Hinderniß – zerbrochen alle Bande zwischen mir und dem Herzog, gerissen aus meinem Busen diese wüthende Liebe! – – In deine Arme werf' ich mich, Tugend! – Nimm sie auf, deine reuige Tochter Emilie! – Ha! wie mir so wohl ist! Wie ich auf einmal so leicht, so gehoben mich fühle! – Groß, wie eine fallende Sonne, will ich heut vom Gipfel meiner Hoheit heruntersinken, meine Herrlichkeit sterbe mit meiner Liebe, und nichts als mein Herz begleite mich in diese stolze Verweisung. (Entschlossen zum Schreibpult gehend.) Jetzt gleich muß es geschehen – jetzt auf der Stelle, ehe die Reize des lieben Jünglings den blutigen Kampf meines Herzens erneuern. (Sie setzt sich nieder und fängt an zu schreiben.)

Luise – Kabale und Liebe – Schiller



4. Akt, 7. Szene
Luise (gelassen und edel). Und wenn Sie es nun entdeckten? Und wenn Ihr verächtlicher Fersenstoß den beleidigten Wurm aufweckte, dem sein Schöpfer gegen Mißhandlung noch einen Stachel gab? – Ich fürchte Ihre Rache nicht, Lady – Die arme Sünderin auf dem berüchtigten Henkerstuhl lacht zum Weltuntergang. Mein Elend ist so hoch gestiegen, daß selbst Aufrichtigkeit es nicht mehr vergrößern kann. (Nach einer Pause sehr ernsthaft.) Sie wollen mich aus dem Staub meiner Herkunft reißen. Ich will sie nicht zergliedern, diese verdächtige Gnade. Ich will nur fragen, was Milady bewegen konnte, mich für die Thörin zu halten, die über ihre Herkunft erröthet? Was sie berechtigen konnte, sich zur Schöpferin meines Glücks aufzuwerfen, ehe sie noch wußte, ob ich mein Glück auch von ihrenHänden empfangen wollte? – Ich hatte meinen ewigen Anspruch auf die Freuden der Welt zerrissen. Ich hatte dem Glück seine Übereilung vergeben – Warum mahnen Sie mich aufs Neu an dieselbe? – Wenn selbst die Gottheit dem Blick der Erschaffenen ihre Strahlen verbirgt, daß nicht ihr oberster Seraph vor seiner Verfinsterung zurückschaure – warum wollen Menschen so grausam-barmherzig sein? – Wie kommt es, Milady, daß Ihr gepriesenes Glück dasElend so gern um Neid und Bewunderung anbettelt? – Hat Ihre Wonne die Verzweiflung so nöthig zur Folie? – O lieber! so gönnen Sie mir doch eine Blindheit, die mich allein noch mit meinem barbarischen Loos versöhnt – Fühlt sich doch das Insekt in einem Tropfen Wassers so selig, als wär' es ein Himmelreich, so froh und so selig, bis man ihm von einem Weltmeer erzählt, worin Flotten und Wallfische spielen! – – – Aber glücklich wollen Sie mich ja wissen? (Nach einer Pause plötzlich zur Lady hintretend und mit Überraschung fragend:) Sind Sie glücklich, Milady? (Diese verläßt sie schnell und betroffen, Luise folgt ihr und hält ihr die Hand vor den Busen.) Hat dieses Herz auch die lachende Gestalt Ihres Standes? Und wenn wir jetzt Brust gegen Brust und Schicksal gegen Schicksal auswechseln sollten – und wenn ich in kindlicher Unschuld – und wenn ich auf Ihr Gewissen – und wenn ich als meine Mutter Sie fragte – würden Sie mir wohl zu dem Tausche rathen?

Marion – Dantons Tod – Büchner


Erster Akt, Fünfte Szene

Marion. Nein, laß mich einmal so. – Meine Mutter war eine kluge Frau; sie sagte mir immer, die Keuschheit sei eine schöne Tugend. Wenn Leute ins Haus kamen und von manchen Dingen zu sprechen anfingen, hieß sie mich aus dem Zimmer gehn; frug ich, was die Leute gewollt hätten, so sagte sie mir, ich solle mich schämen; gab sie mir ein Buch zu lesen, so mußt' ich fast immer einige Seiten überschlagen. Aber die Bibel las ich nach Belieben, da war alles heilig; aber es war etwas darin, was ich nicht begriff. Ich mochte auch niemand fragen, ich brütete über mir selbst. Da kam der Frühling; es ging überall etwas um mich vor, woran ich keinen Teil hatte. Ich geriet in eine eigne Atmosphäre, sie erstickte mich fast. Ich betrachtete meine Glieder; es war mir manchmal, als wäre ich doppelt und verschmölze dann wieder in eins. Ein junger Mensch kam zu der Zeit ins Haus; er war hübsch und sprach oft tolles Zeug; ich wußte nicht recht, was er wollte, aber ich mußte lachen. Meine Mutter hieß ihn öfters kommen, das war uns beiden recht. Endlich sahen wir nicht ein, warum wir nicht ebensogut zwischen zwei Bettüchern beieinander liegen, als auf zwei Stühlen nebeneinander sitzen durften. Ich fand dabei mehr Vergnügen als bei seiner Unterhaltung und sah nicht ab, warum man mir das geringere gewähren und das größere entziehen wollte. Wir taten's heimlich. Das ging so fort. Aber ich wurde wie ein Meer, was alles verschlang und sich tiefer und tiefer wühlte. Es war für mich nur ein Gegensatz da, alle Männer verschmolzen in einen Leib. Meine Natur war einmal so, wer kann da drüber hinaus? Endlich merkt' er's. Er kam eines Morgens und küßte mich, als wollte er mich ersticken; seine Arme schnürten sich um meinen Hals, ich war in unsäglicher Angst. Da ließ er mich los und lachte und sagte: er hätte fast einen dummen Streich gemacht; ich solle mein Kleid nur behalten und es brauchen, es würde sich schon von selbst abtragen, er wolle mir den Spaß nicht vor der Zeit verderben, es wäre doch das einzige, was ich hätte. Dann ging er; ich wußte wieder nicht, was er wollte. Den Abend saß ich am Fenster; ich bin sehr reizbar und hänge mit allem um mich nur durch eine Empfindung zusammen; ich versank in die Wellen der Abendröte. Da kam ein Haufe die Straße herab, die Kinder liefen voraus, die Weiber sahen aus den Fenstern. Ich sah hinunter: sie trugen ihn in einem Korb vorbei, der Mond schien auf seine bleiche Stirn, seine Locken waren feucht, er hatte sich ersäuft. Ich mußte weinen. – Das war der einzige Bruch in meinem Wesen. Die andern Leute haben Sonn- und Werktage, sie arbeiten sechs Tage und beten am siebenten, sie sind jedes Jahr auf ihren Geburtstag einmal gerührt und denken jedes Jahr auf Neujahr einmal nach. Ich begreife nichts davon: ich kenne keinen Absatz, keine Veränderung. Ich bin immer nur eins; ein ununterbrochenes Sehnen und Fassen, eine Glut, ein Strom. Meine Mutter ist vor Gram gestorben; die Leute weisen mit Fingern auf mich. Das ist dumm. Es läuft auf eins hinaus, an was man seine Freude hat, an Leibern, Christusbildern, Blumen oder Kinderspielsachen; es ist das nämliche Gefühl; wer am meisten genießt, betet am meisten.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Lucile – Dantons Tod – Büchner


Vierter Akt, Vierte Szene

Lucile (tritt auf. Sie setzt sich auf einen Stein unter die Fenster der Gefangnen). Camille, Camille! (Camille erscheint am Fenster.)Höre, Camille, du machst mich lachen mit dem langen Steinrock und der eisernen Maske vor dem Gesicht; kannst du dich nicht bücken? Wo sind deine Arme? Ich will dich locken, lieber Vogel. (Singt:)

Es stehn zwei Sternlein an dem Himmel,
Scheinen heller als der Mond,
Der ein' scheint vor Feinsliebchens Fenster,
Der andre vor die Kammertür.
Komm, komm, mein Freund! Leise die Truppe herauf, sie schlafen alle. Der Mond hilft mir schon lange warten. Aber du kannst ja nicht zum Tor herein, das ist eine unleidliche Tracht. Das ist zu arg für den Spaß, mach ein Ende! Du rührst dich auch gar nicht, warum sprichst du nicht? Du machst mir Angst.
Höre! die Leute sagen, du müßtest sterben, und machen dazu so ernsthafte Gesichter. Sterben! ich muß lachen über die Gesichter. Sterben! Was ist das für ein Wort? Sag mir's, Camille. Sterben! Ich will nachdenken. Da, da ist's. Ich will ihm nachlaufen; komm, süßer Freund, hilf mir fangen, komm! komm! (Sie läuft weg.)

Dienstag, 18. Juni 2013

Lena – Leonce und Lena – Büchner



Vierte Szene, Ein Garten

Lena Ja, jetzt! Da ist es. Ich dachte die Zeit an nichts. Es ging so hin, und auf einmal richtet sich der Tag vor mir auf. Ich habe den Kranz im Haar – und die Glocken, die Glocken!
(Sie lehnt sich zurück und schließt die Augen.)
Sieh, ich wollte, der Rasen wüchse so über mich und die Bienen summten über mir hin; sieh, jetzt bin ich eingekleidet und habe Rosmarin im Haar. Gibt es nicht ein altes Lied:
Auf dem Kirchhof will ich liegen
Wie ein Kindlein in der Wiegen ...
Gouvernante Armes Kind, wie Sie bleich sind unter Ihren blitzenden Steinen.
Lena O Gott, ich könnte lieben, warum nicht? Man geht ja so einsam und tastet nach einer Hand, die einen hielte, bis die Leichenfrau die Hände auseinandernähme und sie jedem über der Brust faltete. Aber warum schlägt man einen Nagel durch zwei Hände, die sich nicht suchten? Was hat meine arme Hand gethan? (Sie zieht einen Ring vom Finger.)Dieser Ring sticht mich wie eine Natter.
Gouvernante Aber – er soll ja ein wahrer Don Carlos sein.
Lena Aber ein Mann –
Gouvernante Nun?
Lena Den man nicht liebt. (Sie erhebt sich.) Pfui! Siehst du, ich schäme mich. – Morgen ist aller Duft und Glanz von mir gestreift. Bin ich denn wie die arme, hülflose Quelle, die jedes Bild, das sich über sie bückt, in ihrem stillen Grund abspiegeln muß? Die Blumen öffnen und schließen, wie sie wollen, ihre Kelche der Morgensonne und dem Abendwind. Ist denn die Tochter eines Königs weniger, als eine Blume?
Gouvernante (weinend) Lieber Engel, du bist doch ein wahres Opferlamm.
Lena Ja wohl – und der Priester hebt schon das Messer. – Mein Gott, mein Gott, ist es denn wahr, daß wir uns selbst erlösen müssen mit unserm Schmerz? Ist es denn wahr, die Welt sei ein gekreuzigter Heiland, die Sonne seine Dornenkrone und die Sterne die Nägel und Speere in seinen Füßen und Lenden?

Montag, 17. Juni 2013

Recha – Nathan der Weise – Lessing


5. Akt, 6. Szene
Recha (die sich ermannt und aufsteht).
      Ah! verzeih! vergib!
Mein Schmerz hat mich vergessen machen, wer
Du bist. Vor Sittah gilt kein Winseln, kein
Verzweifeln. Kalte, ruhige Vernunft
Will alles über sie allein vermögen.
Wes Sache diese bei ihr führt, der siegt!
Sittah.
Nun dann?
Recha.       Nein; meine Freundin, meine Schwester
Gibt das nicht zu! Gibt nimmer zu, daß mir
Ein andrer Vater aufgedrungen werde!
Sittah.
Ein andrer Vater? aufgedrungen? dir?
Wer kann das? kann das auch nur wollen, Liebe?
Recha.
Wer? Meine gute böse Daja kann
Das wollen, – will das können. – ja; du kennst
Wohl diese gute böse Daja nicht?
Nun, Gott vergeb' es ihr! – belohn' es ihr!
Sie hat mir so viel Gutes, – so viel Böses
Erwiesen!
Sittah.       Böses dir? – So muß sie Gutes
Doch wahrlich wenig haben.
Recha.       Doch! recht viel,
Recht viel!
Sittah.       Wer ist sie?
Recha.             Eine Christin, die
In meiner Kindheit mich gepflegt; mich so
Gepflegt! – Du glaubst nicht! – Die mir eine Mutter
So wenig missen lassen! – Gott vergelt'
Es ihr! – Die aber mich auch so geängstet!
Mich so gequält!
Sittah.       Und über was? warum?
Wie?
Recha.       Ach! die arme Frau – ich sag dir's ja
Ist eine Christin; – muß aus Liebe quälen;
Ist eine von den Schwärmerinnen, die
Den allgemeinen, einzig wahren Weg
Nach Gott zu wissen wähnen!
Sittah.       Nun versteh ich!
Recha.
Und sich gedrungen fühlen, einen jeden,
Der dieses Wegs verfehlt, darauf zu lenken. –
Kaum können sie auch anders. Denn ist's wahr,
Daß dieser Weg allein nur richtig führt:
Wie sollen sie gelassen ihre Freunde
Auf einem andern wandeln sehn, – der ins
Verderben stürzt, ins ewige Verderben?
Es müßte möglich sein, denselben Menschen
Zur selben Zeit zu lieben und zu hassen. –
Auch ist's das nicht, was endlich laute Klagen
Mich über sie zu führen zwingt. Ihr Seufzen,
Ihr Warnen, ihr Gebet, ihr Drohen hätt'
Ich gern noch länger ausgehalten; gern!
Es brachte mich doch immer auf Gedanken,
Die gut und nützlich. Und wem schmeichelt's doch
Im Grunde nicht, sich gar so wert und teuer,
Von wem's auch sei, gehalten fühlen, daß
Er den Gedanken nicht ertragen kann,
Er müss' einmal auf ewig uns entbehren!
Sittah.
Sehr wahr!
Recha.       Allein – allein – das geht zu weit!
Dem kann ich nichts entgegensetzen; nicht
Geduld, nicht Überlegung; nichts!
Sittah.       Was? wem?
Recha.
Was sie mir eben itzt entdeckt will haben.
Sittah.
Entdeckt? und eben itzt?
Recha.       Nur eben itzt!
Wir nahten, auf dem Weg hierher, uns einem
Verfallnen Christentempel. Plötzlich stand
Sie still; schien mit sich selbst zu kämpfen; blickte
Mit nassen Augen bald gen Himmel, bald
Auf mich. Komm, sprach sie endlich, laß uns hier
Durch diesen Tempel in die Richte gehn!
Sie geht; ich folg ihr, und mein Auge schweift
Mit Graus die wankenden Ruinen durch.
Nun steht sie wieder; und ich sehe mich
An den versunknen Stufen eines morschen
Altars mit ihr. Wie ward mir? als sie da
Mit heißen Tränen, mit gerungnen Händen
Zu meinen Füßen stürzte ...
Sittah.       Gutes Kind!
Recha.
Und bei der Göttlichen, die da wohl sonst
So manch Gebet erhört, so manches Wunder
Verrichtet habe, mich beschwor; – mit Blicken
Des wahren Mitleids mich beschwor, mich meiner
Doch zu erbarmen! – Wenigstens, ihr zu
Vergeben, wenn sie mir entdecken müsse,
Was ihre Kirch' auf mich für Anspruch habe.
Sittah.
(Unglückliche! – Es ahnte mir!)
Recha.       Ich sei
Aus christlichem Geblüte; sei getauft;
Sei Nathans Tochter nicht; er nicht mein Vater! –
Gott! Gott! Er nicht mein Vater! – Sittah! Sittah!
Sieh mich aufs neu' zu deinen Füßen ...

Freitag, 14. Juni 2013

how to work better


Many artists are creative but not disciplined. That makes it hard to be consequent and keep your profile updated and inform agency homepage and so on. Just to take a project and keep at it until it's done is sometimes hard, especially if one works for free. Since this building and the writing on it appear every day when I go to work, I thought it might help a little.  Have fun with it.

Donnerstag, 13. Juni 2013

schauspieler werden

© Schauspiel Schule Zürich
Es besteht offensichtlich die Frage ob man eine Schauspielschule machen muss um Schauspieler zu werden oder nicht. Man muss natürlich nicht. Aber es hat viele Vorteile. Durch die Ausbildung an einer staatlichen Schauspielschule kann man schon während der Ausbildung auf grossen Bühnen spielen und Erfahrungen sammeln. Man wird damit besser vernetzt und auch besser auf den harten Arbeitsalltag vorbereitet, was nach Wolfgang Beuschel  (Tages Anzeiger vom 10.1.13) viele Schauspielschulen nicht tun. Das interessante ist, dass sogar jugendliche Schauspieler, die schon lange erfolg im Business haben so wie Joel Basman trotzdem eine Schauspielausblidung absolvieren. Wenn man schon früh weiss, dass man Schauspieler werden will, dann würde ich empfehlen bei einem professionellen Jugendtheater mit zu machen. Das kann bei einer Theater AG oder im Schauspielprogramm für junge sein, wie es das zur Zeit im Burgtheater in Wien gibt. Es macht das Vorsprechen für eine Schauspielschul-Aufnahme einfacher, da man schon im Training ist. 
Dazu würde ich empfehlen sich bei den Casting-Agenturen in der Umgebung anzumelden um schon früh die Chance auf Castings und mögliche Rollen zu eröffnen. Das man entdeckt wird wie Lilith Stangenberg ist selten und eher unwahrscheinlich und die meisten jugendlichen die in Filmen spielen besuchen dennoch eine Schauspielschule. So auch Elisa Plüss die zur Zeit in Salzburg an der Hochschule studiert und schon als jugendliche im Film Happy New Year gespielt hat. Wie also kommt man an eine Schauspielschule? Erst einmal würde ich mir überlegen ob ich das Zeug für einen Schauspieler habe. Dazu hier eine Checkliste der Film Schauspielschule Berlin. Dann muss man sich bewusst sein, dass es viele Schauspielschulen gibt. Sehr viele Private- und Halbstaatliche- und im vergleich dazu wenige Hochschulen. Im Internet habe ich zwei Listen mit den Schulen gefunden eine aktuellere aber weniger gut gestaltete und eine übersichtlichere dafür nicht mehr so aktuell. Nun heisst es anmelden, Unterkunft finden und vor allem Monologe aussuchen. Die meisten Hochschulen für Schauspiel geben jeweils eine Monologliste für die kommenden Prüfungen heraus. Die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft hat einen Blog und ein kleines Ebook zum Thema "Schauspieler werden" und "Schauspieler werden wollen" heraus gegeben. Dort findest du nützliche tipps und tricks dazu. Wenn du gerne erst einmal wissen möchtest was in einem Stück geschieht, bevor du dich für den Monolog daraus entscheidest habe ich hier eine Seite erstellt um die Stücke aus denen die Monologe des Alanus ebooks stammen vorzustellen. Natürlich ist es immer wichtig, dass du das ganze Stück liest um die genauen zusammenhänge der Geschichte zu erfassen, bevor du den Monolog erarbeitest. Es ist üblich sich mit der Begleitung eines Profis auf die Vorsprechen vorzubereiten. Zumindest kenne ich fast niemand der es ohne versucht hätte.  Falls du also jemanden suchst, vielleicht hat gerade jemand seine Dienste auf Ronorp.net ausgeschrieben oder sonst findest du unter Spielsite.de jemanden. Was bestimmt auch eine Möglichkeit ist, wäre ein Schauspieler von einem Theater in deiner Nähe zu fragen. Das könnte den Vorteil haben, dass dein Coach selbst an einer Hochschule war. Oder du schreibst auf Ronorp.net aus. Es wird sich schon wen finden. 

Ich empfehle auf jeden Fall eine Ausbildung an einer Hochschule zu versuchen. Wenn das nicht klappt, kann man auf eine Halbstaatliche ausweichen. Staatlich anerkannt muss sie unbedingt sein.


In diesem Sinne toi toi toi!

We love Acting
Isabel



Mittwoch, 12. Juni 2013

HOW TO FEEL MISERABLE AS AN ARTIST – Keri Smith

I got first in touch with the "How to feel miserable as an artist"-list when sent to me by email for an audition. I loved it so much, that I wanted to know who did that and found Keri Smith. She has inspiring thoughts and so I share this with you.

Keri Smith Original on the Blog.




Minna – Minna von Barnhelm – Lessing



4. Akt, 5. Szene

Fräulein. Ihr Lachen tötet mich, Tellheim! Wenn Sie an Tugend und Vorsicht glauben, Tellheim, so lachen Sie so nicht! Ich habe nie fürchterlicher fluchen hören, als Sie lachen. – Und lassen Sie uns das Schlimmste setzen! Wenn man Sie hier durchaus verkennen will: so kann man Sie bei uns nicht verkennen. Nein, wir können, wir werden Sie nicht verkennen, Tellheim. Und wenn unsere Stände die geringste Empfindung von Ehre haben, so weiß ich, was sie tun müssen. Doch ich bin nicht klug: was wäre das nötig? Bilden Sie sich ein, Tellheim, Sie hätten die zweitausend Pistolen an einem wilden Abende verloren. Der König war eine unglückliche Karte für Sie: die Dame (auf sich weisend) wird Ihnen desto günstiger sein. – Die Vorsicht, glauben Sie mir, hält den ehrlichen Mann immer schadlos; und öfters schon im voraus. Die Tat, die Sie einmal um zweitausend Pistolen bringen sollte, erwarb mich Ihnen. Ohne diese Tat würde ich nie begierig gewesen sein, Sie kennenzulernen. Sie wissen, ich kam uneingeladen in die erste Gesellschaft, wo ich Sie zu finden glaubte. Ich kam bloß Ihrentwegen. Ich kam in dem festen Vorsatze, Sie zu lieben – ich liebte Sie schon! – in dem festen Vorsatze, Sie zu besitzen, wenn ich Sie auch so schwarz und häßlich finden sollte als den Mohr von Venedig. Sie sind so schwarz und häßlich nicht; auch so eifersüchtig werden Sie nicht sein. Aber Tellheim, Tellheim, Sie haben doch noch viel Ähnliches mit ihm! Oh, über die wilden, unbiegsamen Männer, die nur immer ihr stieres Auge auf das Gespenst der Ehre heften! für alles andere Gefühl sich verhärten! – Hierher Ihr Auge! auf mich, Tellheim! (Der indes vertieft und unbeweglich mit starren Augen immer auf eine Stelle gesehen.) Woran denken Sie? Sie hören mich nicht?

Emilia – Emilia Galotti – Lessing



zweiter Aufzug, sechster Auftritt

Emilia. Eben hatt' ich mich – weiter von dem Altare, als ich sonst pflege – denn ich kam zu spät –, auf meine Knie gelassen. Eben fing ich an, mein Herz zu erheben: als dicht hinter mir etwas seinen Platz nahm. So dicht hinter mir! – Ich konnte weder vor noch zur Seite rücken – so gern ich auch wollte; aus Furcht, daß eines andern Andacht mich in meiner stören möchte. – Andacht! das war das Schlimmste, was ich besorgte. – Aber es währte nicht lange, so hört' ich, ganz nah an meinem Ohre – nach einem tiefen Seufzer – nicht den Namen einer Heiligen – den Namen – zürnen Sie nicht, meine Mutter – den Namen Ihrer Tochter! – Meinen Namen! – O daß laute Donner mich verhindert hätten, mehr zu hören! – Es sprach von Schönheit, von Liebe – Es klagte, daß dieser Tag, welcher mein Glück mache – wenn er es anders mache – sein Unglück auf immer entscheide. – Es beschwor mich – hören mußt' ich dies alles. Aber ich blickte nicht um; ich wollte tun, als ob ich es nicht hörte. – Was konnt' ich sonst? – Meinen guten Engel bitten, mich mit Taubheit zu schlagen; und wann auch, wenn auch auf immer! – Das bat ich; das war das einzige, was ich beten konnte. – Endlich ward es Zeit, mich wieder zu erheben. Das heilige Amt ging zu Ende. Ich zitterte, mich umzukehren. Ich zitterte, ihn zu erblicken, der sich den Frevel erlauben dürfen. Und da ich mich umwandte, da ich ihn erblickte –




fünfter Aufzug, siebenter Auftritt

Emilia. Aber nicht über alle Verführung. – Gewalt! Gewalt! wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt. – Ich habe Blut, mein Vater, so jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe für nichts. Ich bin für nichts gut. Ich kenne das Haus der Grimaldi. Es ist das Haus der Freude. Eine Stunde da, unter den Augen meiner Mutter – und es erhob sich so mancher Tumult in meiner Seele, den die strengsten Übungen der Religion kaum in Wochen besänftigen konnten! – Der Religion! Und welcher Religion? – Nichts Schlimmers zu vermeiden, sprangen Tausende in die Fluten und sind Heilige! – Geben Sie mir, mein Vater, geben Sie mir diesen Dolch.

Orsina – Emilia Galotti – Lessing



vierter Aufzug, dritter Auftritt

Orsina (stolz). Verachtung? – Wer denkt daran? – Wem brauchen Sie das zu sagen? – Sie sind ein unverschämter Tröster, Marinelli! – Verachtung! Verachtung! Mich verachtet man auch! mich! – (Gelinder, bis zum Tone der Schwermut.) Freilich liebt er mich nicht mehr. Das ist ausgemacht. Und an die Stelle der Liebe trat in seiner Seele etwas anders. Das ist natürlich. Aber warum denn eben Verachtung? Es braucht ja nur Gleichgültigkeit zu sein. Nicht wahr, Marinelli?
Marinelli. Allerdings, allerdings.
Orsina (höhnisch). Allerdings? – O des weisen Mannes, den man sagen lassen kann, was man will! – Gleichgültigkeit! Gleichgültigkeit an die Stelle der Liebe? – Das heißt, nichts an die Stelle von etwas. Denn lernen Sie, nachplauderndes Hofmännchen, lernen Sie von einem Weibe, daß Gleichgültigkeit ein leeres Wort, ein bloßer Schall ist, dem nichts, gar nichts entspricht. Gleichgültig ist die Seele nur gegen das, woran sie nicht denkt; nur gegen ein Ding, das für sie kein Ding ist. Und nur gleichgültig für ein Ding, das kein Ding ist – das ist soviel als gar nicht gleichgültig. – Ist dir das zu hoch, Mensch?
Marinelli (vor sich). O weh! wie wahr ist es, was ich fürchtete!
Orsina. Was murmeln Sie da?
Marinelli. Lauter Bewunderung! – Und wem ist es nicht bekannt, gnädige Gräfin, daß Sie eine Philosophin sind?
Orsina. Nicht wahr? – Ja, ja, ich bin eine. – Aber habe ich mir es itzt merken lassen, daß ich eine bin? – O pfui, wenn ich mir es habe merken lassen, und wenn ich mir es öfterer habe merken lassen! Ist es wohl noch Wunder, daß mich der Prinz verachtet? Wie kann ein Mann ein Ding lieben, das, ihm zum Trotze, auch denken will? Ein Frauenzimmer, das denkt, ist ebenso ekel als ein Mann, der sich schminket. Lachen soll es, nichts als lachen, um immerdar den gestrengen Herrn der Schöpfung bei guter Laune zu erhalten. – Nun, worüber lach ich denn gleich, Marinelli? – Ach, jawohl! Über den Zufall! daß ich dem Prinzen schreibe, er soll nach Dosalo kommen; daß der Prinz meinen Brief nicht lieset und daß er doch nach Dosalo kömmt. Ha! ha! ha! Wahrlich ein sonderbarer Zufall! Sehr lustig, sehr närrisch! – Und Sie lachen nicht mit, Marinelli? – Mitlachen kann ja wohl der gestrenge Herr der Schöpfung, ob wir arme Geschöpfe gleich nicht mitdenken dürfen. – (Ernsthaft und befehlend.) So lachen Sie doch!
Marinelli. Gleich, gnädige Gräfin, gleich!
Orsina. Stock! Und darüber geht der Augenblick vorbei. Nein, nein, lachen Sie nur nicht. – Denn sehen Sie, Marinelli,(nachdenkend bis zur Rührung) was mich so herzlich zu lachen macht, das hat auch seine ernsthafte – sehr ernsthafte Seite. Wie alles in der Welt! – Zufall? Ein Zufall wär' es, daß der Prinz nicht daran gedacht, mich hier zu sprechen, und mich doch hier sprechen muß? Ein Zufall? – Glauben Sie mir, Marinelli: das Wort Zufall ist Gotteslästerung. Nichts unter der Sonne ist Zufall – am wenigsten das, wovon die Absicht so klar in die Augen leuchtet. – Allmächtige, allgütige Vorsicht, vergib mir, daß ich mit diesem albernen Sünder einen Zufall genennet habe, was so offenbar dein Werk, wohl gar dein unmittelbares Werk ist! – (Hastig gegen Marinelli.) Kommen Sie mir und verleiten Sie mich noch einmal zu so einem Frevel!
Marinelli (vor sich). Das geht weit! – Aber gnädige Gräfin 
Orsina. Still mit dem Aber! Die Aber kosten Überlegung – und mein Kopf! mein Kopf! (Sich mit der Hand die Stirne haltend.) – Machen Sie, Marinelli, machen Sie, daß ich ihn bald spreche, den Prinzen; sonst bin ich es wohl gar nicht imstande. – Sie sehen, wir sollen uns sprechen, wir müssen uns sprechen 

How to Become an Actor with no Experience




A video tutorial for how to become an actor with no experience. To be honest, no actor can be an actor without experience. Just have a look at the video.

Dienstag, 11. Juni 2013

The Top 25 Drama Schools in the World

Here you find an Article about the Top 25 Drama Schools in the World. I guess the German Schools were not included. But anyway for all of yours who want to audition have a look at it. What does disturb me though is that Guildhall School of Music and Drama is not among the Top Ten. 

The Top 25 Drama Schools in the World

Donnerstag, 16. Mai 2013

Celimène – Der Menschenfeind – Molière

zum Stück


Celimene. Madame, ich bin für Ihren Rat erkenntlich
Und halt' ihn für so wenig mißverständlich,
Daß ich sogleich mich dankbar möchte zeigen
Durch einen Rat, der Ihrer Ehre gilt,
Und da Sie mir aus Freundschaft nicht verschweigen,
Wie man auf mich und mein Betragen schilt,
So macht dies edle Beispiel mir zur Pflicht
Zu sagen, was die Welt von Ihnen spricht.
Vor kurzem war ich zu Besuch erschienen
In einem auserwählten Kreise;
Man sprach dort von der besten Lebensweise,
Und unter anderm sprach man auch von Ihnen.
Da ward denn Ihre fromme Tugendlehre
Nicht grad als Muster hingestellt;
Ihr Heil'genschein, den man für künstlich hält,
Ihr ewiges Gered' von Zucht und Ehre,
Ihr Schreien, wenn in unbefangnen Worten
Ein heikler Doppelsinn sich wittern läßt,
Ihr Selbstbewußtsein, das sich allerorten
Ein Mitleidstränchen aus den Augen preßt,
Ihr Kanzelton, der sich damit vergnügt,
Auch Lauterkeit und Unschuld anzuklagen,
Ward, um es grad herauszusagen,
Ganz allgemein verurteilt und gerügt.
Was ist, so frug man, ihrer Andacht Sinn?
Spricht ihrer Maske nicht ihr Leben Hohn?
Denn diese pünktlich fromme Beterin
Schlägt ihr Gesind und zahlt ihm keinen Lohn.
Sie nennt das Kirchenlaufen unerläßlich
Und schminkt, um hübsch zu scheinen, ihr Gesicht;
Auf Bildern ist ihr jede Nacktheit gräßlich;
Doch das Lebendige mißfällt ihr nicht.
Ich stellte mich sogleich auf Ihre Seite
Und sagte laut, daß dies Verleumdung sei;
Doch meine Stimme war im Widerstreite
Mit allen übrigen; man blieb dabei,
Daß Sie, statt andern nachzuspüren,
Sich selber prüfen sollten streng und scharf,
Daß man erst fegen muß vor eignen Türen,
Bevor man alle Welt verdammen darf,
Daß eine Frau nur durch ein Musterleben
Dem Sittentadel gibt Gewicht
Und besser noch anheimstellt das Gericht
Den Leuten, denen Gott dies Amt gegeben.
Madame, Sie werden mich nicht mißverstehn,
Den gutgemeinten Rat mir nicht verargen;
Sei'n Sie versichert, meine Worte bargen
Den regsten Anteil für Ihr Wohlergehn.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Agnes – Die Schule der Frauen – Molière


zum Stück




Agnes. Kaum glaubhaft scheint's und äußerst wunderlich. 
Auf dem Balkon im Kühlen saß ich stickend; 
Da sah ich einen jungen hübschen Mann 
Dort unterm Baum vorbeigehn; mich erblickend 
Hielt er mit einem tiefen Bückling an. 
Ich, um an Höflichkeit ihm nicht zu weichen, 
Gab meinerseits das Kompliment ihm wieder: 
Drauf neigt' er sich zum zweiten Male nieder, 
Und ohne Säumen ich desgleichen. 
Dann, wie er mir den dritten Gruß bezeugte, 
Sandt' ich ihm ebenfalls den dritten Gruß. 
Er ging und kam zurück mit raschem Fuß, 
Wobei er immer netter sich verbeugte, 
Und ich, die aus dem Aug' ihn nicht verlor, 
Erwiderte mit Knicksen wie zuvor 
Und hätt' es fortgesetzt noch lange Zeit, 
Wär' mittlerweile nicht die Nacht erschienen: 
Ich wollte doch den Vorwurf nicht verdienen, 
Daß er mich übertraf' an Höflichkeit.