Dienstag, 22. Januar 2013

Stücke für zwei Frauen



Die Zofen   Spielalter: 20 bis 30   Autor: Jean Genet   Verlag: Verlag der Autoren   Jahr 1947

Die Zofen Claire und Solange, zwei Schwestern, haben ihren Herrn, um ihn als angebeteten Verbrecher glorifizieren zu können, mit falschen Anschuldigungen ins Gefängnis gebracht und wollen nun ihre Herrin vergiften, die sie zugleich lieben und hassen. Als sie den vergifteten Tee servieren, erreicht die Herrin ein Anruf, daß ihr Gatte aus der Haft entlassen worden ist. Während die Herrin ihrem Mann entgegeneilt, spielen die Zofen das Ritual zu Ende: Claire verkleidet sich als die Herrin und trinkt den vergifteten Tee. Solange stellt sich dem Gericht. – Die deutsche Erstaufführung dieser Tragödie von Jean Genet findet 1957 statt.



Lotti und Lilya   Spielalter: 60 bis 80   Autor: Katrin Ammon   Verlag: unbekannt


In einem Café am Wolfgangsee begegnen sich zufällig die beiden Lebenspartnerinnen desselben längst verstorbenen Mannes: seine jüdische Ehefrau und seine katholische Geliebte. Sie haben einander nie getroffen, denn die Weltgeschichte hat sie auf ganz verschiedene Lebenswege getrieben. Jetzt, im Herbst ihres Lebens, ist die Zeit reif, Bilanz zu ziehen. Lotti und Lilya rechnen gnadenlos ab.  Am Ende kommt alles auf den Tisch: Liebe und Hass, Wut und Enttäuschung, Betrug und Selbstbetrug. Und dennoch gibt es nach allen Turbulenzen etwas Versöhnliches: Lotti und Lilya entdecken einander.   youtube





Das Stück spielt in einer Pariser Nacht im Mai 1992, in der die 92jährige und schon ziemlich dahingeraffte Marlene Dietrich vor ihrem Todestag überraschenden Besuch von der bloß ein Jahr jüngeren, aber noch grotesk vitalen Leni Riefenstahl erhält. Das theatralische Gipfeltreffen der beiden preußischen Diven beginnt, der antifaschistische Engel und die braune Hexe prallen aufeinander. Die Fronten scheinen eigentlich geklärt, aber ihr nächtlicher Ringkampf wird zu einem Vexierspiel zwischen Hausfrau und Amazone, androgynem Vamp und asexuellem Naturkind, an dessen Ende ein deutsches Schwesternmärchen steht, die Liebe, und dahinter der Tod.   youtube




Als die 82-jährige Mutter von Bernadette und Annette stirbt, beginnt für die auch nicht mehr ganz taufrischen Schwestern ein Abenteuer – eine Reise mit ungewissem Ziel, aber mit einem konkreten Vorhaben: Sie wollen ihrem Vater vom Tod der Mutter erzählen. Dummerweise wissen sie nicht mehr so genau, wo sich das Grab ihres längst verstorbenen Vaters eigentlich befindet. Egal! Sie machen sich trotzdem auf – auf die Suche, auf in den Norden: die Asche der Mutter in einer Keksdose, Tee in einer Thermoskanne, Thunfisch-Sandwiches, Bier, Zigaretten und Courage im Gepäck.   Youtube